3.2.1.1.P1.1 |
[Stadtplan] Gesamtplan der Stadt Wien aus dem Jahre 1547, von Augustin Hirschvogel |
1547 {aufgenommen}, 1552 {gestochen}, ca. 1808-1828 {gedruckt} |
3 Exemplare zu je 6 Blättern |
Augustin Hirschvogel |
1547 beauftragte der Wiener Bürgermeister Sebastian Schrantz auf Anordnung der niederösterreichischen Regierung den aus Nürnberg stammenden Künstler, Geometer und Kartographen Augustin Hirschvogel (1503 Nürnberg - 1553 Wien) mit der Darstellung der Stadt Wien "in plano". Nach der Belagerung Wiens 1529 und der Einnahme Budas 1541 durch die Türken musste die Wiener Stadtbefestigung modernisiert und weiter ausgebaut werden, wofür man Planungsunterlagen benötigte. Hirschvogel wurden für seine Arbeit mehrere Helfer beigegeben, von denen wir zwei namentlich kennen: die Steinmetzen Benedikt Khölbl und Bonifaz Wolmuet, der noch 1547 auch selbst einen Stadtplan von Wien anfertigte. Hirschvogel entledigte sich seiner Aufgabe sehr rasch, bereits im August 1547 konnte er König Ferdinand I. sein Resultat präsentieren, ein weiteres Exemplar des Plans übergab er der Stadt. 1548 wurde Kaiser Karl V. ebenfalls eine Ausfertigung vorgelegt. Schließlich malte Hirschvogel 1549 seinen Stadtplan auch auf eine große runde Tischplatte und übergab diese gemeinsam mit sechs hölzernen "Quadranten" und einer "instruction", die er später noch präzisierte, der Stadt (heute im Wien Museum). Die "Quadranten", die mit einem kleinen Kompass festgelegt werden können, zeigen jeweils von einem der großen Wiener Plätze (Am Hof, Graben, Neuer Markt, Minoritenplatz, Freyung und Hoher Markt) Richtung und Entfernung zu dreizehn Punkten der Fortifikation, ihre Aufstellungsorte sollten auf den Plätzen durch Mühlsteine fixiert werden. Das gab Anlass zur Vermutung, sie wären die Vermessungsinstrumente Hirschvogels gewesen und dieser hätte damit erstmals die Methode der Triangulierung angewandt. Tatsächlich waren die Quadranten aber nicht zur Vermessung verwendet worden, sondern sollten als Richtinstrumente für Geschütze dienen, um von den Plätzen im Steilfeuer vor die Fortifikation wirken zu können - eine theoretische überlegung Hirschvogels, die ohne jegliche praktische Konsequenz blieb. über die tatsächliche Messmethode wissen wir nur, dass zwei annähernd senkrecht aufeinander stehende Durchmesser und der Umfang der Stadt vermessen wurden. über die weiteren Arbeitsschritte schwieg Hirschvogel, doch muss er tatsächlich ein triangulationsähnliches Verfahren, vermutlich von den Kirchtürmen aus messend, angewandt haben. Erst 1552 kam eine Radierung des Plans auf sechs Kupferplatten und damit sein Druck zustande: Hanc Viennae quam vides geometricam faciem Archimedem Siracusanum Augustinus Hirsfogel a suo depictam radio imitatus est anno M.D.XLVII. Cum gratia et privilegio imperiali impres. Viennae 1552 (Durch dieses geometrische Abbild Wiens, das du hier siehst und das von seinem Zeichenstift angefertigt wurde, ist Augustin Hirschvogel dem Archimedes aus Syrakus im Jahre 1547 nachgefolgt. Mit Gnade und Privileg des Kaisers gedruckt in Wien 1552). Die Befestigungen, um die es ja eigentlich ging, sind vogelschauartig wiedergegeben. Gezeigt wird die im wesentlichen mittelalterliche Stadtmauer mit ihren Toren und Türmen, die Basteien sind teilweise erst projektiert ("beratschlagt"). Das Stadtinnere ist im Grundriss dargestellt. Neben den Straßen sind vor allem die Kirchen hervorgehoben, auch einige andere bedeutende Gebäude sind beschriftet. So sehr Hirschvogel um Exaktheit der Darstellung bemüht war, sind ihm bei den Beschriftungen zahlreiche Fehler und Verballhornungen unterlaufen. So finden wir etwa eine "Römer Stras" anstelle der Riemerstraße. Das tut der Leistung Hirschvogels insgesamt jedoch keinen Abbruch: er fertigte den ersten geometrisch vermessenen Stadtplan Wiens in Grundrisszeichnung an, zugleich einen der ersten des modernen Europa. |
42x26 cm |
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Grundrissplan der Stadt Wien. Radierung, Maßstab 1 : 1.800, Ausrichtung nach Süden. Kupferstich. Grundriss. Stadtmauer, Stadttore und Brücken sind szenographisch dargestellt. Die drei Exemplare, davon eines auf Leinwand aufgezogen, die beiden anderen zu je 6 Blättern, wurden erst um 1808/1828 mit den originalen Kupferplatten (heute Wien Museum) gedruckt. |
Aus konservatorischen Gründen für die Benützung gesperrt [§9 (3) 1. Wr.ArchG]: als Digitalisat zu benützen. |
9999 |
Historischer Atlas von Wien, 11. Lieferung, Wien 2007; DVD: Wien - Stadtpläne und Ansichten ab dem 15. Jahrhundert (=Historischer Atlas von Wien, 13. Lieferung, Wien 2010) |
Erschließungsdaten 2008 migriert aus KartographischeSammlung.mdb (Datenbank MS-Access), ergänzt 2009 durch Margit Altfahrt auf der Basis von Erschließungsdaten von Karl Fischer |
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